Sobald die Servos für das Leitwerk eingebaut waren, habe ich mich mit der Anlenkung beschäftigt. Dabei gleich vorweg: Hier habe ich ein paar Denkfehler gemacht, die ich dann korrigieren musste. Ich habe sowohl die Fehler als auch die Lösungen dokumentiert, damit andere hoffentlich daraus lernen können.
Da ich mir nicht sicher bin, mit was für Kräften ich zu rechnen habe, baue ich hier im Zweifel zu massiv. Jedenfalls habe ich mir die Anlenkung des Easy Gliders zum Vorbild genommen und eine Kombination aus 1 mm Stahldraht, 2:1 mm und 3:2 mm Bowdenrohr gewählt.
Zunächst gilt es, die Positionierung und Längen der Anlenkungen zu bestimmen. Ich möchte das Leitwerk zum Abschluss bringen; deshalb habe ich da angefangen und mir erstmal das Höhenruder vorgenommen, weil es einfacher ist. Der Bowdenzug soll backbord (links) im Rumpf verlaufen und am Heck austreten. Dementsprechend musste nun eine Abschlusskappe für den Rumpf zugeschnitten und mit einem passenden Loch versehen werden.
Sobald ich mit dem Sitz einigermaßen zufrieden war, habe ich ein weiteres Loch in den hinteren Spant am Servobrett gebohrt und dort den Bowdenzug eingeführt. Am Heck wird der Rumpfabschluss eingeklebt. Auf das Einkleben der Bowdenzüge habe ich an dieser Stelle erstmal verzichtet – man wird noch sehen, dass sich das als großes Glück herausstellen wird, aber der Reihe nach.
Eine ähnliche Prozedur wurde für den Seitenruder-Bowdenzug ausgeführt. Hier stellte sich heraus, dass ich den Bowdenzug vor dem Höhenleitwerk aus dem Rumpf ausleiten muss, wenn ich das Leitwerk weiterhin abnehmbar haben möchte. Gut, das hätte mich nicht überraschen sollen, aber das ließ sich zum Glück ganz leicht bewerkstelligen. Leider ist der Bowdenzug dadurch etwas stärker gebogen als beim Höhenruder, aber der Servo sollte damit klarkommen.
Nachdem die äußeren Bowdenzüge saßen, wurden die inneren Kunststoff-Rohre passend zugeschnitten, ebenso die Stahldrähte. Hier habe ich bewusst etwas Übermaß gelassen, denn abschneiden ist leicht – dranschneiden nicht. Die Gestängeanschlüsse erlauben ein leichtes Nachjustieren durch die geplante Wartungsklappe. So weit, so gut.
Erst ein paar Minuten später wird mir dann klar, wie stark die Bowdenzüge an den Servos gebogen werden. Der Grund dafür ist simpel: Ich habe die Bowdenzüge an einer grob geplanten Stelle durch den Spant geführt, nicht in der optimalen Position. Da dämmert’s mir: diese Kräfte müssen die Servos aushalten. Das ist nicht gut! Selbst wenn sie das für den Moment hinbekommen, wird es auf die Lebensdauer der Getriebe, Achsen und Lager gehen. Und ich hatte schon beim Easy Glider einen Querruder-Ausfall wegen Servodefekts. Das möchte ich beim Seiten- oder Höhenruder auf gar keinen Fall erleben! Also muss hier nachgearbeitet werden.
Damit das Ganze auch wirklich hilft, sollten die Bowdenzüge sowohl in der Höhe als auch im seitlichen Abstand sauber an die Servos herangeführt werden. Für den seitlichen Abstand muss ich aber zunächst einmal den tatsächlichen Ruderweg kennen, den ich benötigen werde. Also wurde zunächst für das Höhenruder ein Ruderhorn ausgeschnitten und eingepasst.
Das Ruderhorn ist dabei so angewinkelt, dass die Anlenkung möglichst über der Scharnierlinie erfolgt. Dadurch erhalte ich lineare Ruderwege. Die Begrenzung des Servoausschlags werde ich dann am Sender einstellen. Ich verliere dadurch zwar Feinkontrolle am Höhenruder, aber das ist für mich ein optionales Ziel für später.
Sobald das Ruderhorn platziert ist, wird eine Markierung für die gewünschte Bohrung angezeichnet und darüber die gewünschte Länge des Servoarms bestimmt.
Auf der Leitwerkseite musste jetzt das Rumpfende noch an die neuen Realitäten angepasst werden. Für den Ruderausschlag nach unten muss das Rumpfende angeschrägt werden, damit das Ruderhorn Platz hat. Aber absägen ist ja leicht…
Für das Seitenruder wird auf dieselbe Weise ein Ruderhorn ausgesägt, eingesetzt und ausgemessen.
Mit diesen Vorbereitungen sind die Arbeiten am Leitwerk dann endlich abgeschlossen und es müssen nur noch die Führungen der Bowdenzüge am Servospant korrigiert werden. Mit Hilfe der ermittelten seitlichen Abstände wird ein Hilfsbrettchen passend vorgebohrt. Dieses wird dann auf der Vorderseite des Spants in der richtigen Höhe zu den Servos platziert und die benötigten Löcher angezeichnet und gebohrt. Auf diese Weise lässt sich der passende Sitz des Brettchens leicht ermitteln und dann wird es endlich am Spant verleimt.
Wie man sehen kann, sind die Bowdenzüge nun kaum noch gebogen und die Servos sind entlastet.
Die Querruder sind im Vergleich dazu fast schon ein Spaziergang. Hier müssen nur Ruderhörner zugeschnitten und verleimt werden, während die Anlenkung durch kurze Stücke Stahldraht realisiert wird.
Insgesamt hat mich dieser Arbeitsschritt wesentlich mehr Zeit und Nerven gekostet, als ich erwartet habe. Aber genau das ist ja das Spannende am Selbstbau, dass man lauter neue Dinge lernt und mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert wird.
Die Ausrüstung des Modells nähert sich dem Ende. Beim nächsten Mal geht es weiter mit der Verstrebung der Tragflächen und Beplankung des Rumpfes.