Seit ich wieder angefangen habe, mich mit Modellbahnen zu beschäftigen, war der Wunsch nach einer Gartenanlage da. Mit unserem Umzug im Jahr 2015 stand ein Garten zur Verfügung und seit diesem Sommer auch einiges an Gleismaterial, dass mir mein Vater überlassen hat. Aber erst Anfang Oktober war genug Zeit und Geld übrig, um tatsächlich mit dem Bau der Gartenbahn anzufangen.
Bereits im Frühjahr hatte ich mit meiner Liebsten ein Areal ausgewählt, auf dem die Anlage entstehen sollte. Bis es dann tatsächlich losgehen konnte, hatte ich dort ein paar kleine Setzlinge in einer Baumschule angepflanzt und auch schon ab und zu ein paar Meter fliegendes Gleis ausgelegt. Mir wurde dabei klar, dass ich zwar auch gerne rangieren und Betriebsabläufe nachstellen möchte, aber dass ich auch viel Freude daran habe, einfach nur dem Zug beim Fahren zuzusehen.
Die simple Wahrheit ist, dass ich mich bis jetzt noch nicht entscheiden kann, welche Betriebsart mir besser gefällt – und ich will es auch gar nicht. Deshalb werde ich den Anlagenbau wie ein agiles Projekt vorantreiben: Überschaubare Etappen planen und umsetzen – und dann auf der Basis des Erreichten den nächsten Schritt planen. Die Vision bleibt dabei dieselbe, die ich schon zum Baubeginn meines Tenders angekündigt hatte: eine amerikanische Shortline im frühen 20. Jahrhundert.
Was in diesem Bericht nicht vorkommt, sind all die Gedanken und Ideen, die ich für mögliche Industrien im Kopf habe. Darauf einzugehen lohnt sich nicht, weil ich zur Zeit weder Gebäude noch rollendes Material habe und deshalb nichts als endgültig angesehen werden kann. Ich habe mir dieses Areal über ein Jahr lang als Waldbahn vorgestellt, aber es könnte genauso gut die Industriebahn einer Mine daraus werden.
Mit diesen Gedanken im Hinterkopf wurden zunächst mögliche Gleisfiguren auf der gegebenen Fläche ausprobiert. Dabei sollten sie betriebssicher und ausbaufähig und für unbeaufsichtigten Betrieb geeignet sein. Recht schnell kam ich bei einem birnenförmigen Oval heraus, das in künftigen Ausbaustufen aufgebrochen bzw. ausgebaut werden könnte. Die Anlage wird auf absehbare Zeit vor Allem nach Westen wachsen, deshalb ist die Ostkurve für mich eine langfristige Angelegenheit. Ganz anders sieht es mit der Westkurve aus: Diese schlängelt sich zwischen einem Haselnussgebüsch und einer Eiche hindurch und ich habe den Plan, sie in einer späteren Ausbaustufe in eine Hochtrasse zu verwandeln.
Als Konstruktionsprinzip für den Trassenbau möchte ich eine Methode verwenden, die ich bei Family Garden Trains entdeckt habe, einer US-amerikanischen Seite, die von Paul Race betrieben wird. Der Boden wird mit Unkrautvlies abgedeckt, darauf kommt für das Gleis ein Schotterbett, der Rest wird mit Mulch ausgelegt. Man erhält laut Artikel mit sehr geringem Aufwand eine dauerhafte und vor allem wartungsarme Konstruktion. Ich scheine übrigens nicht der Einzige zu sein, der den Bau einer Gartenbahn als agiles Projekt begreift…
Zunächst musste nun aber die Grasnarbe abgetragen werden. Da es schon Oktober ist und ich nur wochenends wirklich Zeit für den Bau finden kann (wenn überhaupt), war es mir sehr wichtig eine Methode zu finden, die in kleinen Schritten etappenweise ausgeführt werden kann. Pauls Empfehlungen folgend, wurde die nackte Erde zunächst mit einer Lage Wellpappe bedeckt, weil wir bei uns ein paar sehr starke Pflanzensorten im Boden haben, die das Vlies womöglich glatt durchbohrt hätten. Der Karton sollte im Laufe von ein bis zwei Jahren verrotten, ohne giftige Stoffe im Boden zu hinterlassen. Wichtig ist nur, dass man zuvor sämtliche Reste von Kunstoff und Klebebändern entfernt.
Auf diese Lage kam dann das Unkrautvlies, dass ich durch Zufall stark reduziert in einem Gartencenter ergattert hatte. Es lohnt sich doch sehr, zum Herbst hin nach Baumaterialien für eine Gartenbahn zu suchen! Das Vlies wurde zunächst nur mit Steinen beschwert, um es an Ort und Stelle zu halten. Für zwei Setzlinge wurden Einschnitte gemacht, damit das Vlies um sie herum verlegt werden konnte. An diesem Punkt bin ich bewusst von Pauls Empfehlung abgewichen. Nach seiner Anleitung sollte man zunächst Gräben für die Trasse ausheben, wenn man eine möglichst dauerhafte Anlage plant. Das Vlies sollte dann auch in diesen Gräben ausgelegt werden, die dann mit Splitt aufgefüllt werden, auf denen dann die Gleise zu liegen kommen. Aber für mich stand die Frage im Raum: Kann ich diese Konstruktion nachträglich und ohne viel Aufwand mit Trassen-Gräben versehen? Denn nur dann könnte ich in kleinen Schritten bauen.
Es wurde schnell deutlich, dass dieses Vorgehen sehr einfach ist. Man braucht nichts weiter tun, als die Schienen auszulegen, den Verlauf zu markieren und dann in der Mitte der geplanten Trasse einen langen Längsschnitt in das Vlies zu schneiden. Dann fügt man noch ein paar Querschnitte ein, so dass man das Vlies stückweise zur Seite klappen kann, gerade weit genug für den Trassengraben. Auf dem Bild sieht man auch, dass ich noch in einem zweiten Punkt eigene Wege gehe: Da Pflastersteine bei uns wesentlich günstiger sind als Fugensplitt, werde ich das Trassenfundament mit Steinen auslegen, auf die dann eine Splittschicht als Gleisbett kommt.
Das Ausschachten ist bei unserem humusreichen Boden eine sehr leichte Arbeit, deshalb habe ich hier einfach auf eine kleine Blumenkelle zurückgegriffen. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, die Steine in eine Extraschicht Sand zu betten, sondern sie im nackten Erdreich platziert. Das könnte womöglich zu Problemen mit unerwünschtem Pflanzenwuchs führen, aber ich habe sowohl das umgeklappte Vlies als auch den Karton wieder zurückgeklappt, bevor ich die Steine in den Graben eingesetzt habe. Dadurch sind die Seitenwände ebenso abgeschirmt wie der Rest des Geländes und ich wage die Vermutung, dass durch die Steine so schnell wohl nichts hindurchwachsen wird. Problematisch sind allerdings die Kurven, wo die Steine im Winkel liegen. Falls hier knapp zehn Zentimeter Splitt als Unkraut-Barriere nicht reichen, werde ich wohl in ein paar Jahren mit Zement nachhelfen müssen. Aber das wird sich zeigen.
Der Rand der Gartenbahn wird fürs Erste mit Stücken von alten Weidezaunpfählen gesäumt. Diese bieten natürlich Pflanzen einen guten Ansatzpunkt zum Wachsen, aber im schlimmsten Fall lassen sie sich sehr schnell gegen Randsteine ersetzen und bis dahin liefern sie ein sehr schönes, natürliches Bild.
Die gesetzten Steine mussten natürlich nivelliert werden, damit ich von vornherein ein solides Bett für den Splitt habe. Das macht zwar viel Arbeit, wird aber im Gegenzug hoffentlich für weniger Anpassungsarbeiten sorgen, wenn das Gleis erst einmal einen oder zwei Winter im Freien verbracht hat. Auf diese Weise bekam ich ein knappes Dutzend Steine verlegt, bis das Tageslicht schwand. Zum Schluss wurde dann noch der Mulch ausgestreut und direkt ausprobiert, wie leicht sich die Baustelle für die nächste Etappe freiräumen lässt. Die erfreuliche Antwort lautet: völlig problemlos. Man braucht nichts als einen Handfeger, der im Haus nicht mehr benötigt wird und kann direkt dort weitermachen, wo man aufgehört hat.
Auf diese Weise ging Tag 1 des Baus meiner Gartenbahn zu Ende. Die Arbeit war bis auf das Abtragen der Grasnarbe leicht und die Arbeitsschritte lassen sich leicht aneinander reihen. Bisher bin ich von Pauls Methode überzeugt und kann sie nur weiterempfehlen, wenn jemand in kurzer Zeit eine kleinere Gartenbahn aufbauen möchte, ohne wochenlang eine offene Baustelle im Garten zu haben. Beim nächsten Mal muss ich daran denken, ein Abschlussbild zu machen, damit man sieht, wie sich die Baustelle durch den Mulch in ein merkwürdig offen endendes Beet verwandelt. Es hat schon einiges für sich!