Wie schon im Baubericht erwähnt, hatte ich bei der Konstruktion des Seitenleitwerks für meinen Doppeldecker einen Fehler gemacht, nämlich vergessen, die Endleiste des Leitwerks anzufasen. Der Versuch, diesen Fehler mit Hilfe des Queranschlags zu korrigieren, mislang gründlich. Um diese Erfahrung nicht wiederholen zu müssen, baue ich mir nun einen Schiebeschlitten für die Tischkreissäge.
Allerdings kann ein Schiebeschlitten noch wesentlich mehr. Einmal hilft er dabei, Leisten wiederholgenau ablängen zu können, wodurch man sich eine Kappsäge sparen kann. Und dann kann man ihn benutzen, um Brettchen mit krummen Kanten wieder abzurichten, so dass man sie wieder am Längsanschlag führen kann. Deshalb gibt es heute den ersten Teil eines Mini-Projekts, das meine Bastelarbeiten unterstützen soll.
Es ist übrigens möglich, einen Schiebeschlitten ausschließlich mit der Tischkreissäge und wenigen Hilfswerkzeugen zu bauen. Letztlich braucht man außer der Säge nichts weiter als Schleifpapier und ein paar Schlüsselfeilen. Ein Akku-Bohrschrauber ist natürlich extrem praktisch und wird heutzutage wohl in jeder Werkstatt zu finden sein. Aber weitere, teure Geräte wie zum Beispiel eine Oberfräse sind nicht unbedingt notwendig.
Meinen Schlitten habe ich anhand einer Anleitung von Michael Truppe von heimwerker-helden.de gebaut. Wer mit seinem Humor klarkommt, dem sei sein Youtube-Channel „Let’s Bastel“ wärmstens empfohlen.
Zunächst mal muss man wissen, welche Abmessungen der Schlitten haben soll. Hier habe ich den Hilfs-Auszug der Tischkreissäge als Maximum für die Breite des Schlittens gewählt, so dass er nicht durchhängt und nicht zu unhandlich wird. Für die Proxxon FET, die ich mir letztes Jahr geleistet habe, sind das 30 cm. Mit zusätzlichem Platz auf der anderen Seite kommt man auf eine maximale sinnvolle Breite von 50cm. Wenn man sich im Baumarkt die benötigten Materialien auf 50 cm Breite zuschneiden lässt, hat man den schwierigsten Teil des Zuschnitts schon aus dem Weg. Idealerweise lässt man sich die Unterseite des Schlittens gleich auf 50 cm x 30 cm zuschneiden, denn das ist die Tiefe der Tischkreissäge. Die Unterseite sollte übrigens aus möglichst dünnem Sperrholz bestehen, damit man nicht zu viel Schnitthöhe verliert. Ich habe 4 mm genommen. Den Schlitten wesentlich tiefer als 30 cm zu bauen ist übrigens ungünstig, weil er dann auf dem Tisch zu kippeln beginnt.
Der Schiebeschlitten muss auf dem Tisch parallel zum Sägeblatt geführt werden. Dafür will man natürlich die Führungsnuten im Tisch nutzen. Also benötigt man Läufer, die unter dem Schlitten befestigt werden. Da diese einiges an Belastung aushalten müssen, sollte man Hartholz verwenden, ich habe mir im Baumarkt die geradeste Buchen-Leiste geholt, die ich finden konnte. Die Leisten benötigen für die FET ein Maß von knapp 9 mm x 7 mm. „Knapp“ deshalb, weil sich die guten Stücke nach der Montage leider oftmals noch ein wenig ausdehnen oder zusammenziehen und man dann nachschleifen muss.
Bei mir ging das Zuschneiden der Läufer mit dem kleinen Supercut-Sägeblatt von Proxxon ziemlich schief. Hier empfehlt sich das Hartmetall-bestückte Sägeblatt.
Die Läufer sollten möglichst spielfrei in den Nuten liegen, dürfen aber nicht klemmen. Außerdem sollten sie etwas weniger hoch sein, als die Nuten tief sind, damit später Späne oder Staub auf dem Boden der Nuten nicht zum Problem werden. Die Läufer sind absichtlich etwas länger als der Tisch tief ist, damit man den Schlitten unmittelbar darauf ausrichten und befestigen kann. Andernfalls muss man umständlich anzeichnen und nacharbeiten.
Für diesen Trick bin ich Michael Truppe wirklich dankbar. Indem man die Nuten in regelmäßigen Abständen mit Unterlegscheiben bestückt, hebt man die Läufer weit genug über den Sägetisch um sie mit dem Schlitten verleimen zu können.
Sobald man die Läufer vorbereitet und mit wenig(!) Leim bestrichen hat, setzt man den Schlittenboden auf. Man möchte natürlich die Kanten des Tischs möglichst parallel zur Kreissäge haben, aber das ist eine optische Angelegenheit und für die Funktionsweise und Genauigkeit des Schlittens nicht ausschlaggebend. Die wird einzig und allein durch die Läufer und die Ausrichtung des vorderen Anschlags bestimmt, aber dazu kommen wir noch.
Nachdem der Leim ein paar Minuten angezogen hatte, habe ich noch ein paar 2 mm x 10 mm Senkkopf-Schrauben benutzt, um die Läufer richtig zu fixieren. Hier muss man aufpassen, dass die Schrauben einerseits nicht durch die Läufer durchstechen, andererseits aber auch nicht über den Schlittenboden hinausragen.
Sobald die Schrauben sitzen, sollte man herausgequollenen Leim mit der Spitze einer Feile entfernen, bevor er völlig ausgehärtet ist. Diese Leimreste können den Schlitten sonst empfindlich bremsen. Beim nächsten Mal geht es dann mit den Anschlägen für den Schiebeschlitten weiter.
Hallo Frédéric,
Ich bin via einen Artikel in RCnetwork übber das Schäften von Kieferleisten auf Deine Anleitung gestossen:
Du sprichst mir aus dem Herzen und ich habe genau auch diese feine KREISÄGE, aber auch diese hat mir schon mehrfach Hölzer entgegengeschossen, bis ich den Fehler erkannte: der schraubbare Paralellanschlag war nicht paralell, sondern eben so ein billiges Kaufhauspseudoprecisionsteil! Deine Anleitung beschreibt gut, was Ding ist!
Hallo Werner,
danke für die Blumen und es freut mich sehr, dass mein Artikel Dir gefällt! 🙂
Ja, der Parallelanschlag ist und bleibt ein frickeliges Ding und steht auch noch auf meiner „Das muss mal richtig gelöst werden“-Liste. Mal sehen, ob sich im kommenden Jahr dazu eine Gelegenheit bietet.
Beste Grüße,
Frédéric