Mit dem Abschluss der Feinarbeiten kann ich mich nun endlich der Bespannung zuwenden. Manche Modellbauer scheinen das Bespannen als lästige Arbeit und notwendiges Übel anzusehen, aber ich habe tatsächlich Freude daran. Für mich ist es eine Metamorphose; der Rohbau des Flugzeugs, so schön er anzusehen ist, gleicht einer Raupe, aus der erst noch ein Schmetterling werden muss.
Nichtsdestotrotz ist es ein Haufen Arbeit, vor Allem wenn man ein möglichst faltenfreies Ergebnis erzielen möchte. Ich habe deshalb nur relativ wenige Bilder gemacht, möchte aber trotzdem ein Beispiel und ein paar Knackpunkte ansprechen.
Als Beispiel für den Vorgang soll der untere linke Flügel dienen. Man beginnt beim Bespannen immer mit der Unterseite, damit man auf der Oberseite keine unschönen Kanten sehen kann und eine erhöhte Dichtigkeit gegen Wassertropfen hat. Als erstes wird ein Folienstück mit etwas Übergröße ausgeschnitten.
Dann wird dieses Folienstück mit niedrigster Leistung aufgebügelt. Hier reicht die „Seide“-Einstellung des Bügeleisens, maximal „Chemiefaser“. Wichtig ist dabei, dass man die Folie unter leichter Spannung aufbügelt, damit möglichst wenig Falten entstehen. Ich bügele meist erst die kurze Kante, halte die Folie dann mit einer Hand straff und fahre flächig über das Werkstück.
Sobald die Folie auf diese Weise fixiert ist, werden alle Ecken und Kurven vorbereitet. Hier muss man die Folie einschneiden, damit man die Folie beim Hochklappen in Segmenten übereinander liegt. Je enger der Radius, desto mehr Segmente sind nötig.
Die Segmente werden dann reihum angebügelt, immer noch mit niedrigster Wärme. Nachdem das fertig ist, erhöhe ich die Temperatur auf „Wolle“ und arbeite mich von außen nach innen vor: Zuerst werde die umgeklappten Kanten festgeschweist, dann (mit der Spitze des Bügeleisens) die Rippenkanten und Holme. Erst wenn die Folie auf diese Weise möglichst gut befestigt ist, werden die Flächen erhitzt, um sie zu schrumpfen und die Falten zu entfernen.
Bei besonders leichten Bauteilen muss man hier aufpassen, dass die Spannung der Folie nicht das Teil verformt. Also muss man entweder nur leicht spannen, oder man schafft es, die Spannung mit der Folie der Oberseite auszugleichen.
Das folgende Bild zeigt die Unterseite der Tragfläche. Auf der linken Seite kann man gut sehen, wie die Folie schon am Holm verschweist ist, während die Flächen noch Falten werfen. Auf der rechten Seite habe ich das Bügeleisen unmittelbar vorher abgenommen: Die Falten sind weg und die Folie ist dunkler und leicht durchsichtig. Das ist bei dieser Bügelfolie das Zeichen für die optimale Verarbeitungstemperatur. Die Verfärbung verschwindet beim Abkühlen wieder.
Leider ist mir erst jetzt aufgefallen, dass ich die unteren Flügel nicht ordentlich verschraubt bekomme, wenn der Rumpf bespannt ist. Deshalb und weil ich den Rumpf noch etwas stabiler bauen wollte, habe ich oberhalb der Flächenbefestigung nochmals Beplankung eingefügt. Dort werden dann Bohrungen gesetzt, durch die ich die Schrauben von außerhalb des Rumpfes festziehen kann. Diese Löcher werden dann mit Bügelfolie verschlossen, denn ich habe nicht vor, den Doppeldecker für den Transport zu zerlegen. Die Folie lässt sich dann bei notwendigen Reparaturarbeiten entfernen.
Die obere Tragfläche möchte ich etwas aufwerten, deshalb habe ich hier zum ersten Mal mit zwei Farbtönen gearbeitet. Als ersten Schritt habe ich zwei Stücke weiße Folie aufgebügelt. Danach kam dann die rote Folie über den restlichen Flügel. Ich dachte, ich könnte die rote Folie passend einschneiden und dann aufbügeln, aber das erwies sich als fummelige Quälerei mit sehr mittelmäßigem Ergebnis. Deshalb habe ich diese Folie wieder abgerissen und statt dessen einzeln zugeschnittene rote Streifen aufgebügelt. An der Vorderseite sind die Kanten dieser Streifen fast unsichtbar und das Ergebnis ist viel sauberer. Das war eine sehr wertvolle Lektion für künftigte Modelle!
Der Rumpf ist insofern aufwendiger, als man hier nach der Unterseite die beiden Seiten einzeln bespannt, bevor man mit der Oberseite abschließt. Das ist an sich aber kein großes Hindernis. Das einzelne Vorbereiten der Wartungsklappen sorgte für eine lange Bearbeitungsdauer, aber die Unterseite und die Seiten des Rumpfes waren letztlich leicht zu bespannen.
Mehr Nerven kostete mich die Oberseite des Rumpfes an der Tragflächenbefestigung für den oberen Flügel. Da kommt man mit dem Bügeleisen nicht hin. Hier war dann Mut gefragt: Mit einer Feuerzeugflamme wurde die Folie ganz kurz(!) erhitzt und dann schnell mit dem Finger an die Beplankung gedrückt. Abgesehen von etwas warmen Fingerspitzen und feuchten Handflächen ging die Sache aber gut aus und ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Viel schwieriger war dagegen die gerundete Form des Rumpfrückens. Der erste Versuch einer durchgehenden Folie scheiterte kläglich. Der zweite Versuch mit zwei Hälften führt zwar zu einem funktionierenden Ergebnis, aber nicht zu einem schönen.
Also runter mit der Folie und auf ein Neues. Dabei bemerkte ich dann auch noch, dass der rechte Stringer angebrochen war. Also werden noch zwei Hilfsspanten eingesetzt, um die Konstruktion zu versteifen. Sobald der Stringer mit Sekundenkleber repariert ist, wird die Bespannung neu gemacht. Dieses Mal mit mehreren, schmalen Streifen. Das Ergebnis war dann auch wirklich zufriedenstellend.
Dann standen noch eine Reihe von Details auf dem Plan: Die obere Tragflächenbefestigung war eine große Fummelei, die Kreuzverstrebung vorne habe ich schlußendlich mit weißem Acryllack versiegelt, weil man da nun wirklich nicht mehr mit dem Bügeleisen hinkommt. Auch die Befestigungspunkte für das Fahrwerk und die Sitzlehne wurden verkleidet. Und ganz zum Schluss bekam der Kühlergrill auch noch einen Anstrich.
Im Rückblick wird mir klar, dass die Bespannung und die Ausstattung des Modells mindestens genauso viel Arbeit machen wie der Rohbau. Damit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Beim nächsten Mal geht es dann an die Montage und Einstellung der Servos.