Nachdem die grundsätzlichen Fragen zur Abmessung geklärt waren, ging es nun online an eine umfangreiche Bild-Recherche. Offenbar gehen die Meinungen auseinander, ob es vorbildgerecht ist, dass eine Modell-Porter einen Schlepptender zieht. Ich kann mich glücklicherweise dieser Frage entziehen, weil ich nicht vorhabe ein konkretes Vorbild nachzubauen. Statt dessen werde ich mit verschiedenen Motiven experimentieren und mich von Fall zu Fall entscheiden, ob und wie stark ich mir vom Vorbild Vorgaben oder Inspirationen geben lassen möchte.
In diesem konkreten Fall ziele ich auf ein Freelance-Modell ab: Meine Porter wird als Erst-Anschaffung eines optimistischen Industriellen dienen, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts irgendwo in den USA eine Shortline-Eisenbahn gründete und zum Erfolg zu führen versuchte – dieses Thema wird natürlich noch weiter konkretisiert. Jedenfalls hatte die kleine Porter nicht die nötige Reichweite für die geplante Strecke und es fehlten die Mittel, um alle paar Meilen ein Nachschub-Depot einzurichten. Deshalb wurde also ein Tender beauftragt.
Der Tender sollte als kostengünstige, robuste Einzelanfertigung von einem lokalen Fahrzeugbauer realisiert werden. Das Modell diente mir als Versuchsobjekt, um erste Erfahrungen im Fahrwerksbau zu sammeln. Bisher hatte ich so etwas noch nie gemacht. Auf jeden Fall wollte ich mich an frei gelagerten Achsen (wenn möglich mit Federung) versuchen. Für den Unterbau hatte ich Messing geplant, um Stabilität und einen niedrigen Schwerpunkt zu erreichen.
Der Rahmen und Aufbau sollten dagegen vorbildgerecht aus Holz gefertigt werden, in diesem Fall aus Rotzeder, das wetterfest, recht stabil und doch leicht ist. Wo möglich, sollten alle Bauteile selbst gefertigt werden. Davon ausgeschlossen waren von vornherein die Achsen und Kupplungen, weil ich weder Drehmaschine noch Fräse besitze. Vermutlich würde die Liste der Ausnahmen noch wachsen, aber das wird die Zukunft zeigen.
Die wichtigsten Werkzeuge für dieses Projekt waren zunächst mal meine Sägen und Feilen. Dazu kam eine Bohrmaschine im Bohrständer und eine Mini-Kreissäge für Holz. Zum Zusägen von Buntmetall stand schließlich eine Dekupiersäge bereit.
Laut Bauplan sollte der Tender aus einem kurzen, zweiachsigen Flachwagen entstehen, mit durch Rungen gestützten Seitenwänden und einer herausnehmbaren Sicherung für den Brennstoff. Das Fahrwerk orientierte sich lose an typischen Schmalspur-Radlagern für zweiachsige Güterwaggons. Die Detailierung war zu diesem Zeitpunkt nicht besonders weit geplant, lediglich Trittstufen und Handgriffe waren angedacht.
Nächste Woche geht es weiter mit dem Fahrgestell.