Seit mir ein guter Freund seinen 3D-Drucker überlassen hat, versuche ich Erfahrungen damit zu sammeln und sinnvolle Einsatzgebiete zu finden. Einer dieser Versuche ist das Beschriften von Frachtkisten, die ich für meine Modellbahn gebaut habe.
Im Modellbahn-Bereich wird mit vielen Techniken beschriftet: Gedruckte Papierschildchen, Laser-Ausdrucke, deren Toner mit dem Bügeleisen auf das Objekt transferiert wird, Schablonen für Airbrushes.
Mein erster Versuch war es, eine Schablone zu drucken, um die Beschriftungen mit dem Pinsel und Acrylfarbe aufbringen zu können. Das hat sich allerdings als so gut wie unmöglich erwiesen, die Schablone ist sehr empfindlich und man benötigt sehr viel Geduld.
Dann schlug meine Frau vor, den Spieß umzudrehen und einen Stempel zu drucken. Typisch genialer Einfall: Man fragt sich, warum man nicht sofort selbst darauf gekommen ist. Also ein 3D-Modell eines Stempels erstellen.
Das wurde leider ein wirkliches Geduldsspiel: Erst einmal habe ich den Fehler gemacht, die Schrift nicht spiegelverkehrt zu modellieren – aufgefallen ist es erst beim ersten Test-Einsatz des Stempels…
Und dann will und will das 3D-Programm keine gültige Druck-Datei erzeugen, weil durch das Spiegeln der Schrift die Volumenkörper nicht mehr richtig berechnet werden können. Am Ende braucht es 15 Versuche, bis ich eine funktionierende Datei habe.
Dann ist es allerdings ein Spaziergang: Die Buchstaben und Zahlen werden sorgfältig mit einer dünnen Schicht Acrylfarbe bepinselt und dann sofort auf die Kistenwand aufgedrückt.
Da das Material sehr steif ist, braucht man eine sehr glatte Oberfläche und muss kräftig drücken. Deshalb sind die Kanten der Schrift leider eine wenig verschmiert. Trotzdem sieht es für den ersten Versuch wirklich gut aus und mit etwas Abstand fällt die schlechte Qualität gar nicht so sehr ins Auge.
Auch wenn ich noch kein perfektes Ergebnis habe, überzeugt mich dieser Ansatz restlos: Die Aufbringung der Aufschrift ist in einem einzigen Arbeitsgang möglich und beliebig oft wiederholbar. Mit dem 3D-Programm kann man in kürzester Zeit beliebige Aufschriften kreieren, wenn(!) die Erzeugung der Druckdatei funktioniert. Das ist aber eher meine persönliche Herausforderung, weil ich noch nicht so vertraut mit der Software und ihrer Konfiguration bin.
Was in meinen Augen wirklich noch fehlt, ist ein gutes Druckmaterial. Ich werde mich einmal umsehen, ob man nicht flexiblen Kunststoff mit dem 3D-Drucker verarbeiten kann, denn dann würde der Stempel auch auf gebogenen ober unebenen Oberflächen funktionieren.