Die Fertigstellung der Bespannung war für mich ein weiterer Meilenstein und ich war sehr zuversichtlich, dass mit dem Erstflug alles klappen würde.
Dann kam die erste Montage mit allen Bauteilen und sofort taten sich neue Schwierigkeiten auf. Und zwar beim Fahrwerk und der Schwerpunktlage.
Das hölzerne Fahrwerk war den Belastungen einfach nicht gewachsen. Also denke ich mir: Gut, das beheben wir mit einem Stahldraht anstelle der Federung. Der Versuch, diesen Draht mit Bohrungen durch die Fahrwerksbeine zu bringen, endet dann aber abrupt mit gebrochenen Holzleisten. Ich bin froh, dass das nicht bei einer Landung, sondern in der Werkstatt passiert ist!
Eine kurze Recherche zeigt mir, dass die meisten Modellbauer das Fahrwerk aus Stahldraht weichlöten. Da ich alle Werkzeuge aus dem Eisenbahn-Modellbau zur Verfügung habe, wähle ich stattdessen das Hartlöten, mit Edelstahldraht und Silberlot.
Die Räder sollen mit Hilfe von Muttern an der richtigen Stelle gehalten werden, deshalb habe ich ein Gewinde auf die Achsstummel geschnitten.
Das Fahrwerk wird dann mit einem aus Flugzeug-Sperrholz gefertigten Träger unter dem Rumpf befestigt. Hier eine Detailaufnahme, die den späteren Sitz der Konstruktion zeigt.
Und in der Zwischenzeit wird der Joyrider dann einmal vollständig bestückt und einem Schwerpunkttest unterzogen… und es zeigen sich Probleme. Die Maschine ist eindeutig schwanzlastig. Schuld daran ist vor allem der nach vorne gezogene obere Flügel. Das sieht sehr vorbildähnlich aus, verlagert aber das Zentrum des Auftriebs nach vorn. Und im Gegensatz zum Vorbild ist bei mir nicht der Motor das schwerste Bauteil.
Hilft alles nichts, man muss Erfahrung sammeln. Also raus auf die Wiese und ein paar Wurftests, mit aktiver Fernsteuerung aber ohne Propeller. Die Maschine ist wunderbar eigenstabil, aber sie bäumt sich auf. Voll abwärts getrimmtes Höhenruder hilft nur so gerade. Bei einem weiteren Test mit zusätzlichem Ballast in der Nase stielt sich der Joyrider dann zu hart ein und die gesamte obere Tragflächenkonstruktion bricht. Aua!
Glücklicherweise ist außer der Stützstruktur nichts beschädigt worden. Und da ich nicht in erster Linie an einem Scale-Nachbau interessiert bin, habe ich die obere Tragfläche jetzt kurzerhand nach hinten verschoben, so dass beide Nasenleisten übereinander liegen.
Die neue Tragflächenbefestigung ist ebenfalls aus 3mm Flugzeugsperrholz gefertigt und bewusst massiv gehalten. Allerdings hat mir diese Episode noch einmal verdeutlicht, dass eine Sollbruchstelle eine gute Sache ist; sonst habe ich beim nächsten Mal womöglich eine gebrochene Tragfläche zu reparieren. Deshalb wird die eigentliche Schraubenaufnahme für die Tragflächenbefestigung nicht weiter verstärkt, sondern soll das neue schwächste Glied in der Kette werden. Denn irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Nylonschrauben zu stabil sind…
Die Bruchstellen an der Rumpfoberseite werde ich in einem späteren Arbeitsgang verkleiden. Für den Moment will ich vor Allem die technischen Probleme in den Griff bekommen, die Ästhetik darf so lange warten.
Erfreulicherweise kann ich die äußeren Verstrebungen weiter verwenden, sie müssen einfach nur umgedreht werden. Statt Gewinden im Balsaholz habe ich jetzt allerdings auf mit Sekundenkleber fixierte Muttern gesetzt, das macht die Montage und Demontage in Zukunft viel einfacher.
Wie man sehen kann, hat sich die Optik des Joyriders dadurch stark verändert. Aber voll bestückt hängt die Maschine jetzt sehr schön an der dicksten Stelle des Profils, nämlich am Hauptholm im Schwerpunkt. Das ist wahrscheinlich immer noch ein wenig schwanzlastig, aber ich werde es darauf ankommen lassen.
Der Erstflug wartet.