Seit der ersten Testfahrt ist einiges an Zeit vergangen, aber leider gab es nur wenige Gelegenheiten, bei denen der Bau des Tenders voranschreiten konnte. Trotzdem habe ich es hin und wieder in die Werkstatt geschafft und das, was dabei herausgekommen ist, möchte ich heute zusammenfassen.
Das Wichtigste zuerst: Der Tender hat eine Klauenkupplung erhalten. Einerseits schien mir das plausibel, da ich mich mit meiner Eisenbahn zeitlich im frühen 20. Jahrhundert bewegen will, wie ich schon beim Erstellen der Baupläne erwähnt habe. Andererseits verspreche ich mir davon einen leichteren Betriebsablauf. Ich habe bereits ein wenig Erfahrung mit Trichterkupplungen gesammelt und auf Dauer empfinde ich es als ausgesprochen mühselig, mit einer langen Pinzette die Kupplungsbolzen und -eisen zwischen den Waggons ziehen und setzen zu müssen. Klauenkupplungen erlauben dagegen im Idealfall das automatische Kuppeln, vor Allem wenn man gebremste Waggons zur Verfügung hat. Und das Entkuppeln lässt sich einerseits von der Seite des Waggons über den Rangierhebel durchführen, oder sogar per Servo über die Fernsteuerung auslösen.
Ganz am Anfang stand die Qual der Wahl: Welche Klauenkupplung sollte es sein? Fast überall liest man davon, dass Kadee-Kupplungen (Ja, man schreibt sie wirklich mit „K“!) die besten seien, wenn es um den sicheren und einfachen Betrieb geht. Ich will das gern glauben, aber ich finde die Kadees aus drei Grünen nicht so schön: Erstens mag ich den magnetischen Stellhebel unter den Kupplungen nicht, da hätte ich auf einer Gartenbahn ständig Angst, dass er an irgendetwas hängen bleibt; zweitens stört mich das Konzept bei Kadee, das die Kupplungen seitlich ausscheren; und drittens haben die Kadees keinen Kupplungsbolzen, den man über einen Rangierhebel ansteuern könnte.
Deshalb entschied ich mich letzten Endes für einen Satz Klauenkupplungen von Accucraft, die mir vom Aussehen und der Mechanik her am ehesten zusagten. Mittlerweile habe ich schon ein wenig mit ihnen experimentiert und muss sagen, dass sie wahrscheinlich einiges an Feinschliff brauchen werden, bevor sie wirklich sauber arbeiten. Gut möglich, dass ich irgendwann doch noch auf Kadee oder eine andere Marke wechsle. Aber auf jeden Fall will ich vermeiden, die LGB-Klauenkupplungen zu verwenden, die sind einfach zu klobig.
Was das Rangieren angeht, möchte ich in Stufen vorgehen und zunächst den Rangierhebel als Funktionsteil einbauen. Mir schwebt eine Idee vor, bei der dieser dann zusätzlich über einen Servo ausgelöst werden kann, ohne die ursprüngliche Funktion zu beeinträchtigen. Ob das möglich ist, wird man noch sehen müssen. Auf jeden Fall benötige ich dafür Ösen, durch die der Hebel geführt werden kann. Diese Ösen wurden aus Messingblech von 0,5mm Dicke gefertigt, groß genug dass ein Rundmaterial von 2mm Durchmesser hindurchpasst.
Diese Beschläge dienen gleichzeitig als Halterung für das Rangierbrett, das ich auf der Rückseite des Tenders haben wollte. Im täglichen Rangierbetrieb ist der Rangierer sicher froh, wenn er mal ein Stück auf der Lok mitfahren kann. Dieses Brett entstand aus einem 5mm dicken Stück Rotzederholz, das wie üblich mit der Drahtbürste gealtert wurde. Die Beschläge wurden mit jeweils zwei Nägeln fixiert, für die das Brett zuerst vorgebohrt wurde, um ein Spalten des Holzes zu verhindern.
Darüber hinaus bekam der Tender auf der Vorderseite noch links und rechts je eine Trittstufe, um den Zugang zum Tender bzw. zur Lok zu erleichtern. Auch diese wurden aus 0,5mm dickem Messingblech ausgeschnitten, vorgebohrt und dann mit zwei Zangen zurechtgebogen.
Ich habe außerdem ein paar Experimente mit Brünierungsmitteln versucht, möglicherweise erübrigt sich dadurch das Lackieren einiger Messingteile. Bis jetzt habe ich den Dreh noch nicht ganz heraus und die Ergebnisse sind nicht sehr ansehnlich, aber man lernt ja aus seinen Fehlern. Möglicherweise verwende ich die Brünierung auch nur als Grundierung für spätere Anstriche, so oder so lässt sie sich ja immer durch leichtes Polieren entfernen.
Es wird hoffentlich in den nächsten Wochen wieder regelmäßiger weitergehen, das wird sich aber noch zeigen.