Mit der Montage der Queenposts ist der Unterbau des Waggons nun endlich so weit, dass die Spannschlösser in Angriff genommen werden können. Mit diesen wird beim Vorbild die Spannung des Sprengwerks nachjustiert, um ein Durchsacken des Wagenbodens zu vermeiden. Auch hier habe ich mich für den Selbstbau entschieden, da die käuflich erwerbbaren Gussteile derzeit kaum zu bekommen sind und sie darüber hinaus das schwächste Glied in meiner bisherigen Konstruktion dargestellt hätten. Allerdings, das muss klar gesagt werden, ist die Herstellung sehr zeitaufwändig.
Zunächst habe ich mir Messingrohr besorgt, dass 3 mm Außendurchmesser, aber nur 1 mm Innendurchmesser hat. Das ist notwendig, um ein funktionierendes Gewinde schneiden zu können. Von diesem Rohr werden zunächst 2 cm lange Stücke abgeschnitten.
Diese Stücke werden in eine Minibohrmaschine eingespannt und mit einer Feile an den Enden angefast.
Als nächstes wird der Innendurchmesser für die Gewindebohrung aufgeweitet. Ich habe ja bereits berichtet, wie mühsam die Suche nach Material für das Sprengwerk war, aber am Ende bin ich bei Stahldraht mit 1,6 mm Durchmesser gelandet. Für das Innengewinde muss also eine Bohrung von 1,3 mm Durchmesser vorgebohrt werden.
Beim ersten Versuch habe ich das Gewinde ganz zum Schluss geschnitten, dabei hat sich das Spannschloss aber verwunden. Deshalb ist es besser, direkt nach dem Vorbohren das Gewinde in das massive Material zu schneiden. Und zwar ein Rechtsgewinde von der einen Seite und ein Linksgewinde von der anderen. Dadurch kann ich wie beim Vorbild die Spannung des Sprengwerks justieren.
Danach wird es Zeit, die typische Form der Spannschlösser herauszuarbeiten. Dafür werden die Flanken des Mittelstücks angefräst, bis zwei relativ dünne Stege übrig bleiben.
Die Lücke in der Mitte muss dann noch auf 1,3mm aufgeweitet werden. Hierfür habe ich zuerst eine Reihe von Löchern mit einem passenden Bohrer gebohrt…
…und diese dann mit einem dünnen Fräskopf verbunden.
Naturgemäß bekommt man diese Arbeit von Hand nicht sauber hin. Deshalb wird das Spannschloss im Anschluss mit einer Feile geglättet. Mit einer richtigen Fräsmaschine würde so etwas natürlich leichter gehen, aber das Kleingeld habe ich nicht übrig…
Dazu gehört auch, die langen Enden des Spannschlosses möglichst dünn zu feilen. Im Original sind die Spannschlösser mit einem sehr kurzen Gewinde ausgestattet, aber das hätte ich im Modell nicht hinbekommen, das Messing hätte schnell nachgegeben. Deshalb habe ich das Gewinde verlängert und den Außendurchmesser so weit wie möglich verringert, damit es nicht so auffällt.
Nun ist es Zeit, den frisch lackierten Waggon auf den Rücken zu legen und die Streben in der Mitte durchzuschneiden. Hier muss so viel Draht entfernt werden, dass die Mitte des Spannschlosses frei bleibt.
Sobald die Außengewinde geschnitten sind, kann das Spannschloss aufgefädelt und stramm gezogen werden.
Es ist wirklich erstaunlich, wie gut sich die Funktion der Spannschlösser im Modell abbilden lässt. Die Spannung ist sehr feinfühlig justierbar und die langen Gewinde nehmen die Kräfte sehr gut auf. Ein wichtiger Bauabschnitt geht damit zu Ende und ich kann mich weiteren Details zuwenden. Beim nächsten Mal sind die Trittstufen an der Reihe.