Letzte Woche gab es seit vielen Jahren endlich wieder Schnee. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen, schnell die Fahrzeuge rausgeholt und los ging’s!
Das Vergnügen war allerdings getrübt, weil der noch fallende Schnee an den Rädern vereiste und zu vielen Entgleisungen führte. Aber der Schnee blieb liegen und nachdem es am nächsten Morgen bis 11 Uhr geschneit hatte, war die Strecke unter einer weißen Decke verschwunden. Diese Gelegenheit konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen! Und so hieß es: Ab in die Werkstatt.
Im folgenden möchte ich zeigen, wie man in weniger als einer Stunde einen funktionierenden Schneepflug improvisieren kann.
Tatsächlich benötigt man nichts weiter, als eine Bohrmaschine, eine Laubsäge und etwas Schleifpapier. Aber schneller geht es natürlich mit Maschinen. Zuerst werden die ungefähren Abmessungen geschätzt und ein passendes Stück Sperrholz aus der Restekiste gefischt, das dann halbiert wird.
Die beiden Hälften werden dann mit schmalen(!) Streifen Doppelklebeband zusammengeklebt. Auf diese wird die geschwungene Form der oberen Kante frei Hand aufgezeichnet und mit der Dekupiersäge ausgeschnitten.
Die vordere Kante der Pflughälften müssen angeschrägt und angefast werden, damit eine scharfe Kante entstehen kann. Wer das von Hand machen möchte, dem empfehle ich eine Japan-Zugsäge und einen Bogen Schleifpapier, um erst den Winkel zu schneiden und dann die Fase abzuschleifen. Ich konnte auf meine Kreissäge zurückgreifen.
Bei den konkreten Winkeln habe ich einfach geraten, aber mit knapp 30° Anschrägung und einer Fase von 45° scheine ich einen guten Kompromiss getroffen zu haben.
Auf den Pflug werden einige Kräfte wirken, deshalb wird er mit einer Bodenplatte ausgestattet. Der vordere Winkel ist bereits mit Schleifpapier angeschrägt, bis er sich gut an die Pflugscharen schmiegt. Für die Befestigung an der Lok habe ich die Hohlräume des Rahmens abgezeichnet, damit die Bodenplatte sich an möglichst vielen Stellen direkt am Rahmen abstützen kann.
Die Platte wird mit kleinen Leisten verstärkt, damit sie nicht abbrechen kann. In diese wird dann ein passendes Loch gebohrt, um den Pflug an der vorderen Kupplungsaufnahme befestigen zu können.
Damit sind alle Teile fertig, aber der Pflug muss in der richtigen Höhe an die Grundplatte angeklebt werden. Er soll so tief wie möglich, aber so hoch wie nötig sitzen. Sechs Millimeter oberhalb der Schienenkante haben sich als guter Kompromiss zwischen Räumleistung und Betriebssicherheit herausgestellt. Als Abstandslehre dient ein einfaches Stück Sperrholz, auf dem der Pflug während des Klebens ruhen kann.
Und nun kann es endlich losgehen. Da die Temperatur knapp überm Gefrierpunkt liegt, klebt der Schnee bereits stark zusammen. Einerseits entsteht dadurch ein schöner Effekt, wenn der Schnee geteilt und dann umgeschaufelt wird, andererseits leistet der nasse Schnee enormen Widerstand, den die Lok nur so gerade eben überwinden kann.
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Erfreulicherweise ist die Strecke direkt danach befahrbar, es müssen keine Weichenherzen nachträglich von Eis befreit werden. Und mit der batteriebetriebenen Lok habe ich auch keinen Kummer mit verschmutzten Gleisen. Also schnell den Flatcar aus dem Lager holen und hinter die Lok spannen.
Dieser Tag wird mir ewig im Gedächtnis bleiben. Zum ersten Mal seit über 20 Jahren konnte ich mit meiner Eisenbahn im Schnee fahren. Und zum allerersten Mal in meinem Leben habe ich mit einem Schneepflug die Gleise freiräumen können. Eine wundervolle Erinnerung, die ich zum Glück mit Bildern und Videos verewigen konnte. Es sind solche Momente, die einen für Wochen und Monate langwieriger oder frustrierender Arbeit entlohnen.