Mit der Herstellung der Trittstufen gewinnt der Flatcar schon einiges an Charakter, aber das ist natürlich nur der Anfang. Als nächstes müssen Rungentaschen gefertigt werden. Ich habe schon einmal Rungenhalter für den Tender meiner Porter angefertigt und dabei gute Erfahrungen gemacht. Auf diese wird jetzt aufgebaut.
Wie schon beim letzten Mal steht am Anfang das Zuschneiden von Blechstreifen mit 0,3 mm Dicke. Beim Tender habe ich es noch mit einer Dekupiersäge versucht. Das war allerdings laut, aufwendig und nicht halb so präzise wie ich es mir gewünscht hätte. Also kommt wie schon bei den Trittstufen die Blechschere zum Einsatz.
Bevor aus den Blechstreifen passende Stücke geschnitten werden, bekommen sie eine Anrisslinie an beiden Seiten. Wozu? Das wird sich bald zeigen.
Sobald die Stücke passend abgelängt sind, werden sie mit einer Schlüsselfeile entgratet und die Ecken etwas abgerundet.
Warum nun die Anrisslinien? Bei meinen ersten Rungentaschen war ich mit der Optik nicht ganz zufrieden. Wenn man sich originale Rungentaschen anschaut sieht man, dass diese verstärkte Kanten haben. Egal, ob sie als Gussteile oder aus Blech gebogen wurden, die Außenkanten waren dicker, um sie robuster zu machen und die Rungenhölzer zu schonen. Und das möchte ich nachbilden. Deshalb werden die Blechzuschnitte nun mit einer Zange und einem kleinen Hammer entlang der Längskanten umgefaltet.
Das vollständige Umfalten ist eine sehr knifflige Arbeit und ich suche noch nach dem perfekten Weg. Man kann weiter mit dem Hammer arbeiten, mit einer schräg angesetzten Zange zukneifen oder einen Amboss zu Hilfe nehmen. In jedem Fall sind die sehr kurzen Falze, die weniger als 1 mm breit sind, nur schwer über die 90° hinaus zu bekommen. Sobald das aber gelungen ist, kann man sie mit dem Hammer flachklopfen oder mit der Zange zusammenpressen.
Dann wird ein Rungenholz quer zum Blechstreifen gelegt, letzterer zentriert und dann mit der Reißnadel markiert. Aus dem Streifen wird nun ein „U“ gebogen.
Die beiden Endkanten werden dann parallel zueinander gebogen, um die endgültige Form der Rungentasche herzustellen.
In den Ecken der Befestigungslaschen werden Bohrlöcher angekörnt und gebohrt. Zwei passende Drähte werden in Form gebogen und durch die Bohrungen geschoben, nachdem die Bohrungen auf die Seitenleiste übertragen sind.
Die Rungentaschen werden nun lackiert, entsprechend der Farbgebung der Lead Road Railway in Karminrot. Danach werden die Befestigungsdrähte durch die Seitenwände gesteckt.
Auf der Innenseite werden die Drähte dann nach innen umgebogen. Diese Befestigung ist so stabil, dass man die Rungen ohne Probleme feststecken und belasten kann. Zum Schluss werden die Drähte und (etwas ramponierten) hölzernen Innenseiten noch einmal mit etwas Farbe behandelt.
Und so sieht das Ganze dann aus:
Auch diese Detaillierung ist sehr arbeitsintensiv, aber sie ist äußerst haltbar und damit für den Spielbetrieb sehr gut geeignet. Und wenn man dann noch den Spaß am Selbstbau mit dem Ersparnis gegenüber gekauften Rungentaschen hinzunimmt, kann man wohl sagen, dass ich gerade recht zufrieden bin. Und als nächstes werde ich mich mit der Beschriftung beschäftigen.